Die Initiative ‚Ankerpunkt Hoher-Fläming‘ lud zu ihrer Neugründung am 19.11.2024 ins Coconat ein und 60 Menschen kamen. Kernelement war der Bericht Andreas Hubers von der TU Cottbus und seinem Forschungsprojekt „Hoher Fläming – die Entwicklung eines ländlichen Raums zu einem Hotspot sozialer Innovation“. Sein Team hatte erforscht, warum es im Fläming so viele soziale, ökologische und künstlerische Projekte gibt und bezeichnete das ZEGG als eine der Pionierorganisationen für diese Entwicklung.

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Es war die erste Veranstaltung der neu gegründeten Initiative ‚Ankerpunkt Hoher Fläming‘, und es war ein beeindruckender Erfolg: Gut 60 Zuhörern kamen am 19.11. ins Coconat (Klein Glien, eingemeindeter Nachbarort von Bad Belzig), die vorhandenen Stühle reichten kaum aus für die Menge der Besucher.

Kernelement der Veranstaltung: Andreas Huber von der Technischen Uni Cottbus als Referent stellte ein von ihm verantwortetes sozialwissenschaftliches Forschungsprojekt vor, das den Titel trägt: „Hoher Fläming – die Entwicklung eines ländlichen Raums zu einem Hotspot sozialer Innovation“. Dem Forschungsteam war aufgefallen, dass sich in dieser Region in auffällig hoher Anzahl und Konzentration innovative soziale, ökologische und künstlerische Projekte befinden. Forschungsauftrag war es, die Gründe und Bedingungen dafür herauszufinden.

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Gastgeber Wolf Hingst

Zunächst jedoch stellte Gastgeber Wolf Hingst, der für knapp ein Jahr auch im ZEGG gewohnt hatte, zusammen mit anderen Aktiven den veranstaltenden ‚Ankerpunkt Hoher Fläming‘ vor. Diese vom brandenburgischem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur geförderte Initiative, die es in allen Landkreisen Brandenburgs gibt (in Potsdam Mittelmark sogar zwei Mal) hat das Ziel, zur Vernetzung der im ökologischem oder-soziokulturellen Bereich tätigen Akteur:innen beizutragen und Synergien zu fördern sowie die Region im Bereich der Digitalisierung zukunftsfähiger zu gestalten. Der beim Ankerpunkt als Netzwerkmanager Kultur mitarbeitende Sander von Lingelsheim, erst kürzlich in den Fläming gezogen, sprach in seiner kurzen Vorstellungsrede davon, dass er „hin und weg“ sei „von dem, was hier alles passiert“

Dann sprach der Belziger Bürgermeister Dr. Robert Pulz ein Grußwort und nutzte die Gelegenheit, dem anwesenden langjährigen Verwaltungsmitarbeiter und Leiter der Stabsstelle Projektentwicklung Frank Friedrich zu danken und ihm einen Blumenstrauß zu überreichen. Er lobte ihn besonders wegen seiner „Zielverfolgungshartnäckigkeit.“

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Bürgermeister Dr. Pulz gratuliert Frank Friedrich

Im Vortrag des Referenten Andreas Huber wurden zunächst die besonderen Probleme des ländlichen Raums benannt: Überalterung, Abwanderung und politische Radikalisierung, und konstatiert, dass ein rein technisch-ökonomisches Innovationsverständnis unzureichend sei; wichtiger noch seien soziale Innovationen: „neue soziale Praktiken, Denkmuster, Organisationsformen, Beziehungen.“ Die Wichtigkeit des ZEGG als Pionierorganisation für die Entwicklung des Hohen Fläming zum erwähnten ‚Hotspot sozialer Innovation‘ wurde deutlich hervorgehoben, ohne zu verschweigen, dass damit vor allem in den Gründungsjahren 1991 ff auch Konflikte verbunden waren. Der Sektenpfarrer wird erwähnt, die „Irritationsarbeit“, die das ZEGG geleistet habe, und der damit verbundene ‚Clash of Culture‘. Doch „wer mit Freier Liebe konfrontiert war, den wird der digitale Aufbruch nicht mehr schocken“, so die Einschätzung des Referenten.

Um die Jahrtausendwende seien, auch initiiert vom ZEGG, verschiedene Initiativen zur Kooperation und Vernetzung gestartet – die Regionalkonferenzen, die LAG, aus der später die Mitmachkonferenz wurde und andere: „menschlich sauber, ohne Machtspielchen“, wie ein damaliger Akteur zitiert wird. Das ZEGG sei im Lauf der Jahre für ungefähr eintausend Menschen ein wesentlicher Grund gewesen, in die Region Hoher Fläming umzusiedeln – für eine Kreisstadt von 10.000 Einwohnern eine beträchtliche Größenordnung!

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Referent Andreas Huber, Verfasser der Studie

Lobend erwähnt wurden Initiativen wie das bereits 1997 gegründete Infocafé gegen Rechtsradikalismus und Gewalt, an dem die damaligen ZEGG-Bewohner Ramona Stucki und Wam Kat entscheidend beteiligt waren, oder ‚Mals Scheune‘ als wichtiger Kulturtreffpunkt: Filmemacher Malcolm St. Julian Bown hatte 1997 einen Film über das ZEGG gedreht und lange im ZEGG gelebt. Außerdem benannt wurde die Genossenschaftsgründung zur Sanierung des Wiesenburger Bahnhofs und die Initiative zur Entwicklung der Regionalwährung ‚Steintaler‘.

2017 kam mit dem Coconat in Belzig-Klein Glien die zweite wichtige Pionierorganisation dazu, die vor allem im Bereich der digitalen Innovation große Wirkung entfaltet und eine „Explosion von Möglichkeiten“ ausgelöst habe.

Frank Friedrich, seit der Wende aktiv in der Belziger Politik und Verwaltung, ging in seinem anschließenden Redebeitrag noch einmal näher aufs ZEGG ein: „Die reden nicht nur, die machen! Erste Pflanzenkläranlage im Land, erste Hackschnitzelfeuerungsanlage, und wenn es Schutzbedürftige gab, waren die Leute vom ZEGG da“. Das hatte die Belziger Verwaltung beeindruckt, das habe Akzeptanz geschaffen.

„Lernen durch Kontakt und Konfrontation“ fasst er zusammen, damit andeutend, dass der Kontakt nicht immer ganz einfach war. Eigentlich hätte er an Stelle des ZEGG lieber ein vier Sterne Wellnesshotel gehabt, gibt er leicht schmunzelnd zu.

Zum Coconat, an dessen Gründungsprozess er als Mitarbeiter der Stadtverwaltung stark beteiligt gewesen sei, merkte er folgendes an: Nachdem im ehemaligen Gutshof Klein Glien mehrere Gastro- und Hotelbetriebe, die hohe Fördersummen kassiert hatten, Insolvenz anmelden mussten, hatte die Stadtverwaltung beschlossen, “nutzungsoffen“ auszuschreiben. Menschen, die ein „Workation-Retreat“ errichten wollten, meldeten sich als erstes. Die Verwaltung konnte mit dem Wort zunächst nicht viel anfangen, „aber man kann ja googeln“, so Frank Friedrich. Zum ersten Treffen kamen Janosch Dietrich als der Vertreter der Initiative und er als Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Fahrrad angefahren, das habe Verbindung geschaffen. Vieles von dem, was seitdem in Bad Belzig an digitaler Innovation passiert sei, die Bad Belzig App, die Bewerbung für ‚Smart Village Bad Belzig‘ und anderes, habe das Coconat angeschoben: „Ihr von der Stadt bewerbt euch – wir schreiben euch die Bewerbung‘, so Vertreter des Coconat. Immerhin winkten für die Stadt Fördergelder im 7stelligen Bereich.

„Aber auch die alternative Community muss raus aus ihrer Blase“, mahnt Frank Friedrich gegen Ende die Anwesenden, von denen viele natürlich aus eben dieser Blase kommen. „50% Urbelziger – das wäre toll“.

Zum Abschluss gab es in kleinerer Runde und bei Tee und Keksen noch ausführlich Gelegenheit für Austausch und um Wünsche und Anregungen an die Initiatoren des Ankerpunkt zu formulieren.

Text und Fotos: Georg Lohmann

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