Ich bin ein erotisches Wesen 3

Wie wäre es, in einer Kultur zu leben, in der wohlwollend geschaut wird, wenn Frauen ihr erotisches Potenzial leben und ihre Sexualität aktiv gestalten?
Auch, wenn schon viele Frauen und Männer vor uns kontinuierlich etwas dafür getan haben, dass dies mehr und mehr möglich wird, ist unsere Gesellschaft an vielen Stellen immer noch geprägt durch traditionelle Rollenbilder.

In diesem Text beleuchte ich einen bestimmten Ausschnitt, der aus meiner persönlichen Erfahrungswelt und meiner Arbeit als Heilpraktikerin stammt. Mir ist klar, dass das Thema viel umfassender ist und alle Geschlechter betrifft, auch die, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren.

Weil mir die Transformation des Themas am Herzen liegt, möchte ich den Wandel mit meiner Arbeit unterstützen und mich all den Menschen anschließen, die sich für diese Veränderung seit vielen Jahrhunderten eingesetzt haben. Ich meine den Wandel der weiblichen Rolle von der eher passiven Empfängerin hin zur selbstbestimmten und ihre Sexualität gestaltenden Frau. Dabei helfen bewusste Entscheidungen, wie z.B. die Angst vor Ablehnung zu überwinden und den ersten Schritt hin zur gestaltenden Person zu machen.

Eine neue Kultur des bejahenden Miteinanders

Frauen brauchen Mut, sich sexy zu fühlen und dementsprechend zu kleiden und damit als erotisches Wesen sichtbar zu werden. Die Möglichkeit, als Sexobjekt abgestempelt zu werden, oder als „Schlampe“ betitelt zu werden, ist nach wie vor gegeben. Zusätzlich ist auch eine selbstbewusste Auseinandersetzung mit den Reaktionen notwendig, die ein erotisches Auftreten auslösen. Dies hält Frauen immer wieder davon ab, ihr erotisches Potenzial zu leben. Um das zu transformieren, helfen individuelle Schritte und Erfahrungen in der Gruppe. Dafür braucht es Frauen, die mutig vorangehen und ihren Eros trotz der Widerstände leben. So entfaltet sich, Schritt für Schritt eine Kultur, die die Sexualität der Frau bejaht.

Authentische Sexualität und erotische (Lebens-)Kraft
Damit wir Frauen uns stärker als sexuelle Wesen sehen, hilft es zum Beispiel

* (sich) uns Rollenbilder bewusst zu machen und aufzulösen
* Muster zu erkennen und sie bewusst zu verlassen
* Erfahrungsräume aufzusuchen, in denen wir als erotisches Wesen bejaht werden
* in einem Umfeld zu leben, das uns auf diesem Weg ermutigt und unterstützt
* Forscher*innengeist und Experimentierfreude zu aktivieren.

In meinen Kursen widmen wir uns unter anderem folgenden Fragen:
Was gefällt dir? Was weckt deine Lust? Was wünschst du dir? Wie gehst du in Kontakt? Wie gehst du mit Ablehnung um? Was ist deine Geschwindigkeit?

Auf dem Weg

Auf diesem Weg werden immer wieder äußere und innere Widerstände auftauchen. An diesen Stellen ist es hilfreich, innezuhalten und milde und wohlwollend mit sich zu sein. Es gilt, zu erforschen, ob diese Widerstände nützlich sind oder Hindernisse darstellen, die es zu überwinden gilt.
Und auf dem Weg können eigene und kulturelle Verletzungen seelischer und körperlicher Natur fühlbar werden.

Z.B. nehmen einige Frauen eine innere Taubheit wahr, die eine herausfordernde Etappe auf diesem Weg darstellt. Oft sind wir taub, wenn Situationen zu schmerzhaft waren. Damit wir den Schmerz nicht mehr fühlen müssen, werden die damit verbundenen Gefühle abgespalten. Diese Taubheit wahrzunehmen, ist der erste Schritt, den dahinter liegenden Schmerz zu fühlen. Es gilt, die Zeichen des Körpers zu verstehen und auf sie einzugehen.
Um ein sexuelles Wesen zu sein, braucht es kein Gegenüber. Sexualität ist ein lebendiger Ausdruck des Eros. Dieser findet sich in jedem Menschen.

Generationsübergreifend lernen

Eine weitere Möglichkeit, Sexualität aus der Tabuzone zu heben, ist, darüber ins Gespräch zu kommen. Da sich die Sexualität im Laufe des Lebens verändert, ist der Austausch zwischen den Generationen wertvoll.
In meinen Seminaren erlebe ich immer wieder, wie ermutigend das ist und wie viel wir voneinander lernen können. Es ist nie zu spät, sich der eigenen Sexualität zu zuwenden, zu erforschen, was der eigene authentische Ausdruck ist, was einem Freude und Lust schenkt.
Dieser offene Austausch trägt dazu bei, eine neue Kultur unter Frauen zu erschaffen.

Mein eigener Weg

Um Mut zu machen, möchte ich ein wenig von meinem eigenen Weg berichten. Ich habe mich vielen Herausforderungen gestellt, um mich als erotisches Wesen zu sehen und meine Sexualität zu leben. Zum Beispiel war es wichtig, meine schlechten sexuellen Erfahrungen mit einem Mann nicht auf alle anderen Männer zu übertragen, sondern zu lernen, Grenzen zu ziehen und meine Bedürfnisse zu äußern.
Als Jugendliche war ich eine „Spätzünderin“ und interessierte mich nicht für „Jungs“. Später fühlte ich mich unattraktiv und nicht dem Schönheitsideal entsprechend. Dies ist teilweise heute noch so. Im Laufe meines Lebens litt ich immer wieder unter Phasen, in denen meine Libido nicht spürbar war.
Mittlerweile habe ich einen guten Zugang zu meiner Sexualität, weiß, wie ich sie mir erfüllen kann. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich nicht alle Wünsche erfüllen. Dort braucht es Hingabe, Geduld und Mitgefühl. Aktuell beobachte ich den Wandel meiner Sexualität als Frau in der Prämenopause.

Einladung zur Entdeckung

Mir ist es ein Anliegen, diesen Wandel mitzugestalten und meine Erfahrungen anderen Frauen zur Verfügung zu stellen. Daher eröffne ich in meinen Gruppen Erfahrungsräume, in denen Kooperation, Urteilsfreiheit und Vertrauen geübt werden und wir einander als erotische Wesen bejahen. In meinen Seminaren ist es mir wichtig, erlebbar zu machen, das wir mit diesen Themen, Unsicherheiten, Ängsten und Sorgen nicht alleine sind.
Hier möchte ich eine Kultur erfahrbar machen, in der wir uns Frauen als lustvolle, sexuelle und selbstbestimmte Wesen wertschätzen und gegenseitig unterstützen.
Uns in diesem Feld zu begegnen, sehe ich als Beitrag für eine wohlwollende und zugewandte Kultur unter allen Geschlechtern.

Kati

Kati Magyar, Jahrgang 1978, Heilpraktikerin seit 2005
Forscherin, Herzensfrau, Mutmacherin
Ihre Berufung: Prozessbegleitung, Gemeinschaftsbildung, Familien- und Systemaufstellung, prozessorientierte Homöopathie, Psychosomatik von Krankheiten.

Vorausschau:

„Ich bin ein erotisches Wesen!“ Seminar für Frauen/ Menschen mit Yoni im ZEGG

vom 18.-20. Juli 2025 und 20.-23. Oktober 2025

„Als Seminarleiterin ermögliche ich einen Forschungs- und Erfahrungsraum, der durch Wohlwollen, Fehlerfreundlichkeit, Kooperation und Klarheit gekennzeichnet ist. Menschen dabei zu unterstützen, (sich) zu lieben, zu heilen und Bewusstheit in ihr Handeln zu bringen, liegt mir am Herzen.“