Jack Schrecker aus dem ZEGG hat schon vor einiger Zeit eine Initiative für Geflüchtete gestartet. Er macht gebrauchte Fahrräder wieder fit und gibt sie an InteressentInnen weiter und lädt auch regelmässig zu einer offenen Reparatur-Werkstatt ein. Hier ein Einblick in seine Arbeit in der Schrauberwerkstatt:
"Es war sehr bunt vor der Schrauberwerkstatt. Viele Menschen aus dem afrikanischen Kontinent (ca. 15 bis 20) waren bei mir in und vor der Werkstatt. Man könnte denken, dass da wieder eine reguläre offene Werkstatt für Geflüchtete angeboten wurde. Weit gefehlt.
Aus einem Treffen mit zwei der Geflüchteten enstand die Idee, dass zwei oder drei von ihnen am Samstag vorbeikommen, um entweder ihre Räder zu reparieren oder zu schauen, ob wir was passendes in unserem Fahrrad-Fundus haben.
Pünktlich um 10 Uhr am Samstag stand dann nur einer allein mit seinem Rad da. Auf die Frage, ob die anderen auch noch kommen, zuckte er nur mit den Schultern:"Weiß ich nicht!"
Gegen elf kamen dann plötzlich wie aus heiterem Himmel mindestens 15 Geflüchtete (hauptsächlich aus Kenia). Manche waren schon einmal da, manche haben nur von uns gehört. Egal. Da standen sie, machten lustige Sprüche und nach und nach trauten sie sich dann zu fragen, ob wir den Plattfuß am Vorderrad, die defekte Kette, die gebrochenen Speichen, den kaputten Sattel und vieles vieles mehr reparieren könnten. Zum Glück hatte ich Unterstützung von meinem elfjährigen Nachwuchs-Schrauber Lars. Der montierte defekte Reifen ab, füllte Luft in die Schläuche und ölte Ketten. Sogar ein Hinterrad hat er zentriert. Der Junge hat echt Potential und vor allem die Ruhe weg. Wie der sich da durch die Menschenansammlung vor der Schraubergarage bewegt hat: Sensationell.
Nebenbei haben wir dann aber auch immer noch ein Pläuschchen gehalten. Eine schwangere Geflüchtete erzählte von ihren drei Kindern (9,7, und 5 Jahre alt) und dass sie jetzt endlich wieder einen neuen Freund hat, mit dem sie das vierte Kind bekommt. Ein anderer berichtete stolz von einem Job in einer Wäscherei in Beelitz. Es war zu spüren, dass der Ausflug ins ZEGG eine tolle Abwechslung für den tristen Alltag im Übergangswohnheim darstellt.
Um kurz nach eins habe ich sie dann alle verabschiedet.
Das spannende für mich war, dass mir die Arbeit und der Kontakt mit den Leuten mehr Energie gebracht hat. Schön zu merken, wie sich Gefühle von Vertrautheit einstellen.
Der Boden für einen stabilen Kontakt scheint langsam bereitet zu sein."