Gemeinschaftszeit

Der Januar ist im ZEGG traditionell gästefrei. Eine Zeit, in der wir als Gemeinschaft näher zusammen rücken, uns Zeit nehmen für Innenschau und Ausrichtung. Dieses Mal trafen wir uns eine Woche lang zu einer Intensivzeit zum Thema Liebe und im Anschluss vier Tage für strukturelle Entscheidungen.

Liebesintensivzeit im ZEGG
Die Liebe braucht Zeit. Und Aufmerksamkeit. Natürlich lieben wir uns im ZEGG im Alltag nicht immer. Aber immer wieder. Wenn wir uns Zeit dafür nehmen. Wenn wir mit einer Gruppe von 30 Menschen in der Aula zusammen kommen und uns austauschen über unsere Sehnsüchte, unsere Schwierigkeiten, unsere Situationen in der Liebe. Wenn wir bewusst in einen Raum des Vertrauens einsteigen und dabei nichts „darstellen“ müssen, nicht mal vor uns selbst. Denn wir erinnern uns gemeinsam daran, dass unsere Themen in der Liebe nicht individuelles Versagen sind, sondern ein kollektives „Nochnichtwissen“. Wir befinden uns in einem Paradigmenwechsel, in dem sich Beziehungen erst verändern.

Zur Liebe gehören viele Aspekte – und viele beginnen in mir selbst. Selbstwahrnehmung, Präsenz und Annahme dessen, was ist, ist die Basis. Hier halfen uns verschiedene Übungen, wirklich präsent zu werden und den anderen zu spiegeln, was genau ankommt, wenn sie sich mitteilen. Und was dabei in mir vorgeht, wenn ich zuhöre.

Wir nahmen uns Zeit, schwierige Stellen in Partnerschaften ins „Große“ zu bringen. So sagen wir im ZEGG, wenn wir die Themen vor der Gemeinschaft benennen und im Forum erforschen. Was bedeutet, es nicht nur zu erzählen, sondern dass eine Forumsleitung es so achtsam begleitet, dass neue Impulse und Bewegungen entstehen (können). Und es gibt anschließend Feedback, so dass die Wahrnehmungen der anderen, die uns gut kennen, dazu kommen. Ein großer Schatz, um festgefahrene Themen in Bewegung zu bringen. (Wer an dieser Stelle Lust auf Forum bekommt, vom 9.-12. März gibt es im ZEGG einen Einführungskurs.)

Und wir nahmen uns auch Zeit, uns spielerisch, sinnlich und körperlich zu begegnen. Denn oft entsteht Kontakt und Verbundenheit schlicht durch Berührung. Wirklicher Konsens in Freiheit setzt an dieser Stelle voraus, dass ich meine Impulse und meine Grenzen kenne und lerne, sie präzise mitzuteilen. Ein weiteres gutes Übungsfeld.

Alles in allem war es eine gelungene Zeit, die uns wieder mehr miteinander verbunden hat. Und dazu beigetragen hat, dass wir uns selbst und die anderen wieder liebevoller anschauen.

Weichenstellung im ZEGG
Genährt von diesen Tagen ging es zwei Tage später weiter mit einem noch größeren Teil der Gemeinschaft. Zunächst gab es Informationen rund ums Geld: wie sind wir finanziell aufgestellt, was hat in unserem Seminarbetrieb im letzten Jahr funktioniert oder auch nicht? Was hat sich seit Corona verändert?

Die beruhigende Nachricht war, dass unsere Gästezahlen seit Herbst 2022 wieder denen von vor Corona entsprechen und nach zwei Jahren mit starken Einbußen wieder mehr Einnahmen über Festivals und Seminare möglich sind. Und dass uns die zahlreichen Spenden über die schwierigen Zeiten hinweggeholfen haben!

Vom Geld kamen wir zur Struktur: Eine Erfahrung in der Gemeinschaft zeigt, dass eine kontinuierlich arbeitende Gruppe von Menschen fehlt, die strategisch aufs ZEGG schaut. Diese möchten wir mit einem neuen Lotsenkreis etablieren. Dieser Kreis hat die Aufgabe, für die Gemeinschaft und das Bildungszentrum größere Richtungsentscheidungen vorzubereiten, durchzuführen und die Umsetzung zu begleiten. Dieser Vorschlag war seit einem Jahr ausgearbeitet und in verschiedenen Kreisen diskutiert worden, so dass die Entscheidung für einen Lotsenkreis nun leicht und einstimmig ablief.

Ein weiterer Punkt ist nach vielen Monaten der Vorbereitung beschlossen worden: wir werden den Weg einer Genossenschaftsgründung weiterverfolgen. Mit dieser zusätzlichen Rechtsform wollen wir den Weg frei machen, um für uns als Gemeinschaft bauen zu können. Schon lange schwebt uns ein großer Neubau vor – ein ökologisches Wohnhaus für ca. 20 Menschen. Dies geht nicht mit der Struktur unserer gemeinnützigen GmbH, so dass wir hier als weitere Rechtsform eine Genossenschaft brauchen.

Beide Entscheidungen wurden einstimmig getroffen und das zeigt, wie gründlich sie vorbereitet wurden. Dem Moment, in einer Intensivzeit oder einen Plenum mit allen abzustimmen, geht eine monatelange Planung voraus. Dies läuft meist wie folgt: es wird ein Veränderungsbedarf in der Gemeinschaft festgestellt. Dann bekommt eine Arbeitsgruppe einen Auftrag, einen Vorschlag zu erarbeiten, den bringt sie mit verschiedenen Kreisen in Kontakt und bekommt dort Feedback und Verbesserungsideen. Diese werden eingearbeitet und wenn der Vorschlag dann letztlich zur Abstimmung kommt, ist er durch die kollektive Intelligenz schon verfeinert und damit einfach reif. Trotzdem ist es notwendig, dass große Entscheidungen von allen so durchdrungen werden, dass sie dahinterstehen können. Von daher sind die Momente in der Intensivzeit sowohl der Raum für letzte Fragen und Klärungen als auch für das gemeinsames Feiern, wenn Beschlüsse gefasst werden können.

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