Wir teilen – unser Gelände, unseren Betrieb, unsere Gefühle, unsere Träume, unsere Schattenseiten. Aber wie ist es mit dem Geld? Derzeit ist im ZEGG jede:r selbst verantwortlich für das Verdienen des monatlichen Beitrags für Miete und Essen. Manche sind bei unserer gGmbH angestellt, andere verdienen ihr Geld außerhalb. Immer wieder führt dies zu ungleichen Voraussetzungen und Lebenssituationen. Um dem entgegen zu wirken experimentieren wir seit einem Jahr mit Bietrunden für unseren monatlichen Beitrag, bei der jede:r frei entscheiden kann, wie viel er/sie bezahlt. Manche zahlen mehr, manche weniger und dies gleicht sich aus.
Zudem hat sich eine kleine Gruppe ZEGG Bewohner:innen zu der „Ökonomischen Einheit Nr.1“ zusammen getan. Sie machen ein sechsmonatiges Experiment mit gemeinsamer Einkommensökonomie.
Gleichzeitig sind wir seit September im ganzen ZEGG in einem Transformationsprozess, da wir gemerkt haben, dass wir in Bezug auf unsere gemeinsamen Ressourcen wie Arbeitskraft und Gebäude derzeit nicht nachhaltig wirtschaften, sondern auf Kosten von uns selbst und der Gebäude leben. Uns beschäftigen also ökonomische Fragen des fairen Teilens und der Nachhaltigkeit und wir haben diese in unserer fünftägigen Dezember-Intensivzeit vertieft.
Was ist Wohlstand?
Begonnen haben wir mit der Frage: Was ist Wohlstand? Der Reichtum unseres Platzes besteht in vielen nicht-materiellen Qualitäten. Barbara Stützel zeigte auf, dass die Dimensionen des „echten Wohlstands“ nach Vivian Dittmar – nämlich Beziehungswohlstand, ökologischer Wohlstand, spiritueller Wohlstand, kreativer Wohlstand und Zeitwohlstand - sich in unseren Grundwerten wiederfinden. Wir haben uns daran erinnert, wo sie schon lebendig sind und auch unsere individuellen Beiträge dazu gewürdigt.
Was ist Ausbeutung?
Materieller Wohlstand wird in unseren alternativen Kreisen oft abgelehnt, da wir mit ihm Ausbeutung verbinden. Gleichwohl brauchen wir eine materielle Basis, z.B. trockene oder ökologisch gedämmte Häuser. Wo beginnt hier die Ausbeutung? Heinz-Ulrich Eisner zeigte uns auf, dass der Grundfehler unseres kapitalistischen System darauf beruht, dass Menschen keine Eigentumsrechte an ihren Existenzgrundlagen besitzen. Sobald du geboren wirst, musst du dafür bezahlen, wenn du dein Haupt irgendwo niederlegst. Reichtum wird dann zur Ausbeutung, wenn er Existenzgrundlagen anderer betrifft. Dies geschieht, wenn dein Eigentum über den von dir genutzten Besitz hinausgeht und du andere von dieser Nutzung ausschließt bzw. andere zwingst zu bezahlen, um zu existieren. Auswege daraus sind gemeinschaftliche Strukturen, die Existenzgrundlagen für alle zur Verfügung stellen und in der du durch deine Einlagen nicht mehr Macht bekommst als die anderen (z.B. in einer Genossenschaft).
Ist Geld wichtiger als Menschen?
Wichtiger als die Zukunft unserer Kinder? Ein Lied von Maike Rosa Vogel („Unser Geld ist wichtiger als ihr“) rüttelte uns noch einmal auf, bevor wir uns damit auseinandersetzten, wie es sich anfühlt, wirklich zu teilen. Was bräuchte ich, damit ich dir vertrauen kann? Oder anders herum: Was hindert mich daran, mit dir mein Geld zu teilen? Um unsere Glaubenssätze ein wenig in Bewegung zu bringen, spielten wir einen Nachmittag Theater und schlüpften in Rollen, die unser Handlungsspektrum in Bezug auf Geld erweiterten.
Psychische Abwehr der Klimakrise
Zum Schluss ging der Bogen noch einmal zur Ökologie, bei der wir unsere Abwehrmechanismen zur Klimakrise untersuchten. Doch letztlich ist die ökologische Ausbeutung des Planeten auch eine Folge unseres Wirtschaftssystems. Wie schaffen wir es, innerhalb der ökologischen Grenzen nachhaltig und gerecht zu leben? Diese Intensivzeit galt nicht dem Finden von konkreten Antworten – diese erarbeiten zur Zeit verschiedene Kleingruppen im ZEGG. Die Intensivzeit diente vielmehr dazu, eine Basis für Entscheidungen zu legen. Uns also grundsätzlicher darüber zu verständigen, wie wir kohärenter und ökonomisch sinnvoll leben wollen. Und natürlich geht es 2025 mit all diesen Themen weiter!