Die Gemüseanbausaison ist in vollem Gange. Das Team des ZEGG-Gartens rund um Axel Lewerenz und Gert Miklis hat diese Saison alle Hände voll zu tun: Es bewirtschaftet nicht nur die bisherigen ZEGG-Flächen, sondern auch ca. 5.000 qm Gemüseland und 8.000 qm Mähland der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) des Landgut Lübnitz e. V.. Dafür haben sich alle Beteiligten Anfang des Jahres entschieden, damit die Solawi ihre Arbeit aufgrund des Personalmangels nicht einstellen musste. Die Hoffnung ist, für 2025 engagierte Gemüsebau-Gärtner:innen zu finden, die Lust haben, in der Solawi tätig zu werden. Hintergründe und Möglichkeiten für diese tolle Tätigkeit findest du hier!
Die Solidarische Landwirtschaft im Fläming
Kirsten Grover lebt in der Hofgemeinschaft Lübnitz und ist seit 2017 im Vorstand der Solidarischen Landwirtschaft im Fläming. Das Projekt wird vom Verein „Landgut Lübnitz e. V.“ getragen. Sie erzählt mir von den Freuden und den Herausforderungen, die das 2004 gegründete Projekt in den letzten Jahren bewegt hat: „Die letzten drei Jahre waren für mich davon geprägt, hier etwas zu schaffen, was Beziehungen nährt, Menschen versorgt und eine Verbindung zur Erde schafft. Mir ist wichtig, dass rund um den Gemüseanbau auch eine Gemeinschaft entsteht. Der Aspekt der Verbindung ist für mich ein wesentlicher Teil von Solidarischer Landwirtschaft.“
Nach einer zweijährigen Pause, ausgelöst von Fragen rund um die Betriebsnachfolge, hat die Solawi 2021 den Gemüseanbau wieder aufgenommen: „Da gab es viel Schönes, was wir als Team und in Gemeinschaft in der Zeit aufbauen konnten und es ist viel entstanden, was jetzt auch zur Verfügung steht“, berichtet Kirsten. „Was wir leider nicht geschafft haben, ist, dass Menschen ganz in ihrer Kompetenz und Tatkraft und mit der Stabilität für den gärtnerischen Teil der Arbeit stehen, die es für einen landwirtschaftlichen Betrieb braucht. Die Solawi ist nach 20 Jahren immer wieder und noch im Aufbau.“
Eine schöne und besondere Sache im ZEGG-Garten ist, dass immer viele helfende Hände da sind. „So was hatten wir nicht. Es gab schon auch Mitgliederaktionen. Aber es haben dennoch Hände und Tatkraft gefehlt. Darüber hinaus fehlte die gärtnerische Betriebsleitung, die eine Betriebsentwicklung mit allen Komponenten hätte durchdenken und verantworten können. Damit fehlte auch die Aussicht auf ein langfristiges ökonomisch tragfähiges Projekt“ stellt Kirsten fest.
Unterstützung der Solawi durch das Team des ZEGG-Gartens
„Die Kooperation mit dem ZEGG ist interessanterweise entstanden, als wir Ende letzten Jahres den Gedanken losgelassen hatten, die Solawi in der Saison 2024 weiter bewirtschaften zu wollen. Unser Ziel war es, mal auszuatmen und zu schauen, was will denn jetzt entstehen?“, erinnert sich Kirsten.
Die Gemüsebaugärtner Axel Lewerenz und Gert Miklis aus dem ZEGG-Garten fanden es schade als sie hörten, dass die Solawi 2024 aufgrund von Personalmangel aufhören wollte: „Schade wäre es u. a. deshalb gewesen, weil im Jahr 2025 noch mal viel mehr Interessenten an Gemüsekisten in der Region durch das neue Wohnprojekt „LiF – Leben im Fläming“ dazukommen werden“, berichtet mir Axel (URL: https://www.leben-im-flaeming.de/). Anfangs hieß es, es werden 50 neue Kisten gebraucht. Tatsächlich werden es erstmal ca. 25 Kisten sein. Damit versorgt das Team dieses Jahr 25 Abonnements für die Solawi und nächstes Jahr kommen dann noch mal weitere 25 Kisten dazu.
Axel lebt in der ZEGG Gemeinschaft und arbeitet seit fast 23 Jahren im Garten. Der gelernte Baumschulgärtner in Gemüsebau hat vorher auf verschiedenen Bio-Höfen im Gemüsebau gearbeitet.. Eigentlich wollte Axel in diesem Jahr endlich seine Arbeitsstunden reduzieren: „Im Moment mache ich richtig viele Stunden mehr als sonst. Das war eigentlich nicht mein Ziel.“ Diese Saison wird also für ihn und das ganze Team noch mal arbeitsintensiver als bisher.
Auch der ZEGG-Garten beschäftigt sich mit dem Thema Nachfolge und bildet junge Gärtner:innen aus. Sie hoffen, dass es mit der Bewirtschaftung und Belebung der Flächen der Solawi für neue Gemüsebaugärtner:innen attraktiver wird hier im Fläming zu arbeiten: „Eigentlich sind wir mit den bisherigen Flächen völlig ausgelastet. Aber wir hoffen, dass wir für die nächste Saison einen oder zwei Gemüsebaugärtner für die Solawi interessieren können.“ Diese könnten den Schwung und die Vorarbeiten dieser Saison nutzen und weitertragen.
Getroffen werden konnte die Entscheidung nur durch die Zusage und tatkräftige Unterstützung des Gärtners Luis Alvarez, der für diese Saison das Team erweitert. Auch aus der ZEGG-Gemeinschaft gibt es helfende Hände und nicht zuletzt unterstützen die Sommergäste des ZEGG den Garten tatkräftig.
Was steht diese Saison auf dem Acker der Solawi an?
Diese Saison kümmert sich die Solawi weiter um die Kommunikation, Verwaltung und Mitgliederverwaltung und das ZEGG übernimmt den gärtnerischen Teil. „Jetzt braucht es Menschen, die Arbeitsstrukturen und -bedingungen schaffen, die wirklich attraktiv sind und dem körperlich sehr anspruchsvollen Job auch gerecht werden.“ berichtet Kirsten.
Axel und sein Team haben einen klaren Fahrplan, was ihre Aufgaben und die anstehenden Schritte angeht. Um einen Betrieb ins Laufen zu bringen, ist u. a. eine effektive Arbeitsorganisation und Priorisierung der Aufgaben wichtig: „Wir sammeln Anfang der Woche alle Arbeiten, die in der Woche zu tun sind. Danach priorisieren wir die Aufgaben. Manchmal schaffen wir dann nur die Hälfte. Das waren dann aber die Aufgaben, die unbedingt gemacht werden müssen“, erklärt mir Axel: „Eine Dauerkultur zu jäten, schieben wir manchmal ein bis zwei Monate vor uns her und machen es dann, wenn Zeit dafür ist.“
Ausgebildete Gemüsebaugärtner:innen mit Herz gesucht!
Der Plan ist, dass sich das ZEGG-Gartenteam Anfang nächsten Jahres wieder aus der Solawi rausziehen wird. Stundenmäßig möchte Axel eine Saison wie diese nicht noch mal stemmen. Bis November liefert das ZEGG weiter Gemüsekisten. Dann ist die Saison zu Ende und es sind erstmal vier Monate Pause. Spätestens ab März 2025 braucht es dann jemanden, der die gärtnerischen Arbeiten der Solawi übernimmt. „Wir wünschen uns junge Menschen, die die Arbeitsplätze mit Herz und Hand für eine nachhaltige zukunftsfähige Versorgung in Verbundenheit mit der Region ausfüllen“, meint Kirsten.
Die Bewirtschaftung des Ackers der Solawi sollte mit ca. 60 Arbeitsstunden möglich sein, kalkuliert Axel: „Das könnten beispielsweise zwei Personen mit jeweils 30 Stunden pro Woche machen. Es bräuchte ca. 50-70 Kisten, um den anfallenden Lohn zu erwirtschaften und die Solawi auf tragfähige Füße zu stellen.“ Kooperationsbereitschaft und Unterstützungsimpulse sind auf Seiten von Axel, Gert und ihrem Team auch weiterhin da: „Die frühe Anzucht der Pflanzen im Februar können wir noch machen und wir können auch weiter immer mal mit Personal oder Maschinenarbeit aushelfen und auf jeden Fall mit unserem Knowhow unterstützen.“
Wenn du also gelernte Gemüsebaugärtner:innen kennst, für die die Arbeit in der Solawi in Lübnitz vielleicht interessant sein könnte, dann erzähle ihnen sehr gerne davon! Interessierte Menschen sind mehr als willkommen sich bei Axel und Gert oder dem Vorstand der Solawi zu melden!
Artikel und Interviews: Maria Müller