Geschäftsführung neu

Weißer Rauch steigt auf: ‚Habemus Papam‘. Dieses Bild kam bei einigen auf. Einen Papst haben wir nicht gerade gewählt, aber die turnusmäßige soziokratische Wahl* eines neuen Geschäftsführungs-Teams fürs ZEGG, genauer: für die ZEGG Bildungszentrum gGmbH, war schon eine wichtige und bedeutungsvolles Sache. Und nicht ganz einfach zudem, wobei in diesem Jahr nicht der Mangel, sondern die Fülle an geeigneten Kanditat:innen auffiel – so dass wir uns, erstmalig, am Ende für ein Vierer-Team entschieden haben:

Veronika Oehler füllt diese Rolle bereits seit zwei Jahren aus, und zwar so gut, dass sie mit 100% der Stimmen im Amt bestätigt wurde. Die anderen beiden Geschäftsführer der letzten Wahlperiode standen in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung, aus gesundheitlichen und persönlichen Gründen.

Ingo Sparr hat viele Jahre lang erfolgreich den ‚Biber‘ geleitet - so nennen wir die Abteilung unserer soziokratischen Kreisstruktur, die sich mit allem, was mit unserer Bildungsarbeit zusammenhängt, beschäftigt (BI-ldungs-BER-eich). Sein Wechsel in die Geschäftsführung wird im Biber eine Lücke reißen, bei der noch nicht klar ist, wie sie gefüllt werden wird. Aber der Schritt in einen neuen, größeren Radius von Verantwortung fühlte sich für ihn und für die Gemeinschaft stimmig an. Mit seiner ruhigen Art, seinem umfassenden Wissen und seinem großen Engagement für die gemeinsame Sache hat er sich in der Gemeinschaft viel Vertrauen erworben.

Gerrit Jacobi ist mit 25 Jahren der mit Abstand Jüngste, den es in der Rolle Geschäftsführung im ZEGG jemals gab. Vor drei Jahren kam er als Freiwilliger ins ZEGG, welches er bereits als Jugendlicher kennen gelernt hatte, und seitdem hat er sich in vielen Bereichen – Garten, Einkauf, G-Team, Finanzbüro, Tagungsleitung ausprobiert und ein solides Wissen über die Abläufe erworben. Mit seinem abgeschlossenen BWL-Studium bringt er einen fundierten und für die Gemeinschaft oft herausfordernden Blick auf die Geschäftszahlen mit. Er bekam bei der Wahl eine deutliche Mehrheit von Stimmen, aber es gab auch recht viele Bedenken, die integriert werden mussten.

Und so kam Heinz-Ulrich Eisner ins Spiel, der ebenfalls viele Stimmen bekommen hatte, obgleich er erst im vergangenen Jahr fest im ZEGG eingestiegen ist. Heinz kennt das ZEGG schon seit Jahrzehnten, hat jedoch viele Jahre in anderen großen Gemeinschaften gelebt (erst Kommune Niederkaufungen, dann Villa Locomuna) und sich erst im letzten Jahr, nachdem der gemeinsame Sohn erwachsen war, mit seiner Partnerin für den Einzug ins ZEGG entschieden. Er hat sich viel mit dem Genossenschaftswesen und alternativen Formen der Ökonomie beschäftigt, ist gelernter Zimmermann und Rolfing-Therapeut und hat zudem, wie er selbst sagt, leichten Zugang zu bürokratischen und behördlichen Prozessen – was diesen nicht immer beliebten, aber notwendigen Teil der Geschäftsführungsarbeit sicher erleichtert.

Alle vier haben die Wahl angenommen, und sie haben (und vermitteln) den Eindruck, dass sie als Team auch gut zusammenarbeiten können.

Geschäftsführerwahl

*“Soziokratische Wahl“ – manch eine(r) mag sich fragen, was das heißt. Sie ist im ZEGG wichtiger Bestandteil der soziokratischen Kreisstruktur und hat sich schon in vielen Wahlvorgängen bewährt. Anders als bei den meisten Wahlen üblich gibt es im Vorfeld keine Kandidaten, die zur Wahl stehen. In der ersten Runde können alle Bewohner, unabhängig von ihrem Status, in öffentlicher Runde vorgeschlagen werden. Dieser Vorschlag muss begründet werden, und das ist oft ein erhebender Moment, in dem viel Wertschätzung ausgedrückt wird, auch wenn die Vorgeschlagenen letztendlich nicht gewählt werden. In einer zweiten Runde wird dann nur noch der Name der Gewählten genannt und die Moderation zählt die Stimmen. Bei der zweiten Runde kann mensch sich neu entscheiden, das Wahlverhalten ändert sich meistens zugunsten der aussichtsreichsten Kandidat:innen, und hier zählen nur die Stimmen der stimmberechtigten Gemeinschaftsmitglieder. Anschließend macht die Moderation anhand des Stimmverhaltens einen Vorschlag (das ist meistens, aber nicht zwingend der Vorschlag mit dem größten Stimmanteil) und fragt dafür den Konsent ab. Konsent heißt: Es gibt von keiner Person schwerwiegende Bedenken gegen diesen Vorschlag. Und erst wenn ein Konsent erzielt wurde, werden die so gewählten gefragt, ob sie die Wahl annehmen. Was bei dieser Wahl, wie gesagt, bei allen der Fall war.