Ein Interview mit Dolores Richter
Alicia: Mit welchen Idealen seid ihr vor 33 Jahren gestartet? Und was davon ist heute immer noch bedeutsam?
Dolores: Für mich waren da die zehn Jahre vorher in der „Bauhütte“ wichtig. Das ZEGG ist ja nicht aus der Luft gefallen, sondern wurde vorbereitet. Für uns in der Bauhütte war der Begriff „Liebe“ sehr umfassend. Wir haben von der universellen Liebe gesprochen, von der Liebe zwischen allen Menschen und daher kam auch der Gemeinschaftsbegriff: Gemeinschaft entsteht dadurch, dass wir uns als Menschen lieben und nahe sein wollen. Da ist auch etwas Überpersönliches enthalten, etwas Göttlich-Spirituelles. Wir haben viel von unserer „entelechialen Gestalt“ gesprochen, von dem, wie wir gemeint sind. Und in dem Zusammenhang auch wieder von Desidentifikation: dass wir uns in dem, wie wir geworden sind, nicht ganz so ernst nehmen.
So ist auch etwas Überpersönliches darin, das Göttlich-Spirituelle. Wir haben viel von unserer entelechialen Gestalt gesprochen, von dem, wie wir gemeint sind. Und in dem Zusammenhang auch wieder von Desidentifikation: dass wir uns in dem, wie wir geworden sind, nicht ganz so ernstnehmen. Es gibt ja oft eine Konditionierung, die wir für unsere Person halten. Und Liebe hat auch damit zu tun, ob wir uns dessen bewusst sind, oder ob wir darauf bestehen, dass mein Gewordensein das ist, wer ich bin.
Liebe und Kunst: Das Forum
Diesen Perspektivwechsel auf uns selbst haben wir dann oft in der Kunst geübt. Viele kennen das noch als „Selbstdarstellung“. Daraus hat sich das Forum entwickelt, das wir noch heute im ZEGG praktizieren: eine Kommunikationsform in Gruppen, eine Kunstform, wo wir Eigenschaften, Gefühle, Verhaltensweisen oft auch übertreiben, fast wie im Theater. Dadurch können wir die Energie darin veräußern und eine innere Wahrheit ausdrücken, ohne stecken zu bleiben. Und durch das Übertreiben oder besser: das Gestalten, wird klar, dass da noch jemand ist, der weiß, dass es noch was anderes in mir gibt. Tatsächlich führt das oft zur Annahme des Schattens.
Das, was ich dann lieben kann an einem anderen Menschen oder auch in mir selbst, ist viel mehr als das Persönliche, was ich und du und nur wir zwei miteinander leben. Insofern hatte die Liebe was ganz Großes und das kleine Persönliche zwischen zwei Menschen haben wir manchmal auch verniedlicht oder gesagt, das ist bürgerlich oder das ist die alte Kultur. Das würde ich heute nicht mehr so machen, weil wir das Alte nicht einfach verurteilen, sondern auch integrieren müssen.
Liebe und Wahrheit
Der Begriff Liebe war also ganz nah an dem der Wahrheit, an Unverstelltheit: Ich kann dich lieben, wenn du dich mir ganz zeigst, wenn du dich nicht verstellen musst, damit ich dich schön oder toll finde. Sondern wenn ich wissen darf, wer du wirklich bist. Deswegen spreche ich von Liebe und Wahrheit. Und zu dieser Wahrheit gehört auch, dass es Anziehung gibt, dass es Projektion gibt, dass es Begehren gibt uvm. Denn auch das Zeigendürfen von Begehren oder von Schüchternheit setzt Liebe frei oder das Gefühl geliebt zu sein. Oder wenn ich in meiner Körperlichkeit oder meinem Gefühlsausdruck gesehen und angenommen bin, dann fühle ich mich geliebt.
Liebe und Natur
Die Natur war auch bedeutsam, wir haben uns viel in der Natur bewegt mit Kraftgängen oder haben Ausflüge gemacht am Sonnenaufgang, Sonnenuntergang. In Tamera zum Beispiel, da gibt es ganz viele Teiche. Und zu bestimmten Zeiten gibt es dann immer ein Froschkonzert, wo die plötzlich alle anfangen zu quaken: da erschaudert mein Körper und ich fühle mich als Teil eines großen Ganzen. Die Frösche ergreifen mich, so ähnlich wie auch im Herbst die Kraniche. Da fühle ich, ich gehöre zu etwas Größerem.
Freie Liebe
Die Zugehörigkeit zu etwas Größerem oder diese Art von allumfassender Liebe hat dann viel mit dem zu tun, worüber wir zur „freien Liebe“ kamen. Eine Liebe, die frei wird von Angst, weil „wir einander zugehörig“ sind…; einander kennen, weil wir einander in der Tiefe sehen, weil wir lernen, uns zu vertrauen. Nicht nur ich dir, sondern ich selbst lerne zu vertrauen. Das ist ein komplexer Öffnungsvorgang, der auf vielen Ebenen stattfindet. Er ist eingebettet in einen Gedankenraum. Und das Vertrauensfeld ermöglicht eine Nähe, in der Sinnlichkeit und Sexualität nach und nach einen vertrauensvollen Platz bekommt. Wir hatten da nicht so eine Angst, dass du mich verlässt, und ich brauchte nicht so den Beweis von dir, ob du wirklich dableibst, weil wir alle zusammen Teil von etwas sind, wir waren ja committed und hatten was vor. Und das ist, glaube ich, ganz wichtig, um den Begriff der freien Liebe aus der Zeit zu verstehen. Weil damit nicht gemeint war, mit vielen Menschen Sex zu haben, sondern das ist ein Kulturbegriff, der sehr viel mit Entscheidung, Wissensaneignung und Vertrauen zu tun hat und der auch unglaublich viel Pflege braucht.
Umzug ins ZEGG und Verdopplung der Menschen
Insofern ist es heute im ZEGG mit Sicherheit anders, weil wir unsere Zeit anders verbringen. Damals haben wir uns Tag und Nacht unterhalten, haben zusammen Bücher gelesen, Geschichte studiert z.B. über Matriarchate und Liebesformen in früheren Gesellschaften, über die Evolution des Menschen uva. Es gab ein Vertrauen, das durch so ein enges Zusammensein entsteht. Und mit dieser Begeisterung aus der Bauhütte sind wir dann ins ZEGG gezogen und haben gesagt: Jetzt kommt die nächste Größenordnung!
Dann hat der Kauf länger gedauert, so dass wir nicht langsam, sondern sehr schnell eingezogen sind und sehr viele Menschen auf einmal dazu kamen, die nicht diesen Vertrauensweg mit uns gegangen waren. Und diese Intimität, die wir davor hatten, ist nach meinem Gefühl gar nicht mit ins ZEGG gezogen.
Dolores Riochter
Alicia: Da gab es also die Gruppe, die sich schon aus der Bauhütte kannte, ungefähr 40 Menschen. Und dann kamen noch einmal 40 Menschen dazu, so dass ihr auf einen Schlag ca. 80 Menschen wart, die nicht alle diesen Vertrauensprozess miteinander geteilt hatten?
Dolores: Und es hat trotzdem so zwei, drei Jahre funktioniert, weil wir so begeistert waren und weil wir uns auch geliebt haben. Denn es waren alles unsere Geliebten, die dazu gekommen sind. Trotzdem war es ein großes Projekt, ein großes Gelände in der früheren DDR, einer ganz anderen kulturellen und ökonomischen Situation. Dazu kam noch die Sektenkampagne und eine beschämende reißerische Presse. Wir hatten also viele Herausforderungen und damit verschob sich der Fokus, und wir haben unsere Beziehungen nicht mehr so gepflegt. So ist vielleicht auch der Begriff der freien Liebe flacher geworden. Viele haben das ZEGG dann als einen tollen Ort erlebt, wo mit dem Sex freier umgegangen wurde, aber es hatte nicht mehr diese Tiefe. Wenn ich die Geschichte mal grob zeichne, hielt diese Begeisterung einige Zeit an. Und dann entstand durch die Verflachung auch etwas, wo ein größeres Heimatbedürfnis aufkam. Und die Menschen sich wieder mehr in Partnerschaften oder in kleineren Bezügen orientiert haben. Es gibt dieses umfassende Feld nicht mehr. Aber bis heute sind diese Bezüge eingebunden in eine Lebensgemeinschaft, nur dass man viel mehr selbst dafür sorgen muss, diese Einbettung zu organisieren und zu spüren.
Fast keine „freie Liebe“ mehr
Alicia: Siehst du das immer noch so, dass Partnerschaften im ZEGG verwoben sind mit dem Freie Liebe-Gedanken und gut eingebettet sind?
Dolores: Meine jetzige Einschätzung ist, dass es differenzierter geworden ist. Dass es sehr viele verschiedene Lebens- und Liebesformen gibt und deutlich weniger, die offene Beziehung oder freie Liebe leben. Es prägt jedenfalls nicht mehr das ganze Feld des ZEGG. Auch, weil das nicht mehr als Gesamtgemeinschaft gepflegt und studiert wird. Viele haben Kinder bekommen, üben ihren Beruf aus, sind älter geworden. Das ist einfach was anderes mit 50-, 60-Jährigen als damals, wo wir in den 20ern und 30ern waren.
Liebe ist immer noch „öffentlicher“
Was aber noch wirkt, ist nach meinem Eindruck, dass eigentlich alle, die hier leben, ansprechbar sind auf das Thema Liebe und Sexualität. Dass man sich da mitteilt, dass es nicht nur was Privates ist. Das ist immer noch lebendig und macht einen Unterschied. Und auch, dass wenn Menschen in der Liebe Unterstützung brauchen oder wenn sie sich verliebt haben, dass es immer jemanden gibt, der oder die dafür ein Ohr hat. Liebe ist also öffentlicher als an anderen Orten.
Das hält auch der Festival- und Seminarbetrieb lebendig, die Angebote der Liebesakademie, das Liebeskunstwerk, das neu gegründete Eros Lab. Das sind alles Angebote, die das Liebesfeld weiter pflegen und vermitteln. Und das ist auch spürbar am Platz.
Ein wichtiger Grundgedanke ist hier, dass Liebe, wenn sie in Gemeinschaft eingebettet ist, viel mehr Substanz hat. Weil wir da besser unterscheiden können, was ein persönliches Problem zwischen uns beiden ist und wo wir Themen aus dem Kollektiv ausagieren. Wenn wir das unterscheiden können, werden wir großzügiger miteinander und auch mit uns selbst. Aber um das gut unterscheiden zu können, brauche ich einen größeren Raum als nur den eigenen Küchentisch.
Wenn also eine Person ins Forum geht und ich kann sehen, wie das entstanden ist: dieser Zweifel, das Misstrauen oder das Begehren. Dann habe ich ein bisschen mehr Abstand und verstehe das als den Menschen über meine Beziehung zu ihm hinaus. Das hat wirklich spürbare Folgen, weil wir mehr sehen können. Etwas was atmet dann aus.
Alicia: Du hast erklärt, wie wichtig die gemeinschaftliche Einbettung ist. Ich glaube, diese ist heute im ZEGG weniger vorhanden. Wir versuchen es noch, aber die Vorsicht und der Rückzug in die „kleine“, private Liebe ist mehr geworden. Und es gibt auch die Erfahrung, dass es stressig sein kann, das Gemeinschaftsleben zu haben, die vielen Aufgaben und Treffen, vielleicht Kinder und dann noch eine oder mehrere Liebesbeziehung zu pflegen. Woher die Zeit nehmen? Da, glaube ich, war früher der gemeinsame, geteilte Alltag anders, oder?”
Dolores: “Genau. Man musste die verschiedenen Partner:innen nicht extra treffen, sondern man hat sowieso intensiv zusammen gelebt. Hat sich jeden Tag im Forum gesehen und dadurch eine gewisse Intimität, Verbindung gehabt. Nicht, dass das alles nur toll war, auch damals nicht.
Schwierige Stellen
Alicia: Was war denn auch schwierig? Was waren Stellen, wo du heute sagst, da haben wir später dazugelernt oder da machen wir heute was anders und das ist auch gut so?
Dolores: Wir waren deutlich jünger und haben die Welt nicht so komplex betrachtet, wie ich sie heute sehe. Das heißt, die eigenen Wahrheiten waren vereinfachter, die Aussagen eindeutiger, oft auch ideologischer: So machen wir das! Und wenn wir das machen, dann geht es der Welt besser! Das hatte ja auch Energie und macht Spaß, wenn ich mit meiner Entwicklung zu einer besseren Welt beitrage. Darin gingen aber auch Feinheiten verloren, vor allem, wenn ich dazugehören möchte oder wenn ich besonders toll sein will. Dann gibt man schnell mal einem gefühlten oder echten Gruppendruck nach als sich selber zu fragen: was stimmt für mich wirklich. Das merkt man dann erst, wenn mal ein bisschen Abstand da ist. Um zu reflektieren: Habe ich das wirklich so gemeint oder nur gesagt, weil ich denke, die anderen finden das toll? Oder gehe ich ins Forum, um ein gutes Feedback zu kriegen? Oder gehe ich ins Forum, um was über mich herauszufinden?
Individuum und Gemeinschaft
Ich weiß, dass für Dieter Duhm immer beides wichtig war: Individuum und Gemeinschaft. Aber wenn ich noch mal in so einen intensiven Gruppenprozess wäre, würde ich gerne deutlichere Risse schaffen, wo man mal wirklich allein ist und überlegen kann: Will ich das wirklich, was ich da gerade mache? Wir waren so viel zusammen, dass wir uns diese Frage oft gar nicht mehr gestellt haben. Deshalb lieber immer mal eine Woche Auszeit, Visionssuche, Reflektieren oder auch noch mal nach Hause gehen, wo man herkam: Wenn ich noch mal da bin, wo ich herkomme, wie sieht es dann aus, was ich in der Gemeinschaft mache? Solche Reflektionsrisse fände ich sinnvoll.
Ich würde auch mehr dafür sorgen, dass unterschiedliche Perspektiven auftauchen. Uns hat damals nicht so interessiert, ob es verschiedene Wahrheiten gibt. Wir wollten eine Wahrheit. Und das steckt natürlich an und verselbstständigt sich. Da haben manche Menschen im Liebesbereich Begegnungen gehabt, die sie vielleicht nicht gemacht hätten, wenn sie nicht an diese Energie angeschlossen gewesen wären. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar, dass ich diese Energie erleben durfte. So eine Freiheit und auch so ein Bewusstsein. So eine Akzeptanz meiner Ganzheitlichkeit und meiner Sinnlichkeit. Das möchte ich nicht missen.
Alicia: Ja, danke: Ihr habt die sexuelle Befreiung für uns gemacht. Die ist aus heutiger Perspektive so selbstverständlich, aber war es ja nicht immer. Und ich vermute, jetzt sind wieder andere Bewegungen stärker.
Dolores: Ich glaube, dass dieses sich frei Ausprobieren etwas Junges ist. Wenn das in geschützten Räumen für Jugendliche und junge Erwachsene möglich wäre - sich auf eine schöne Weise sinnlich, erotisch, verliebtheitsmäßig auszuprobieren -, dass danach wahrscheinlich von selbst eine Vertiefung kommen möchte. Außerdem haben wir mittlerweile neue Dinge entdeckt über Gefühle, Bedürfnisse, über Trauma und Nervensysteme. Diese Verfeinerung hat auch auf das ZEGG und unsere Arbeit gewirkt.
Und ich glaube, dass wir gerade eine Beziehungsfähigkeit entwickeln, die wir noch gar nicht haben konnten vor 30 Jahren. Wir sind ja alle Kriegs-Enkel gewesen, haben unser Päckchen dabei. Uns war nicht klar, wie wichtig das ist, eine gesunde Bindung zu haben, bevor ich loslaufe. Erst mal der Bindung einen Boden zu geben und zu schauen, welche Freiheit kommt dann von selbst? Oder welcher Freiheitswunsch? Da sind wir wieder bei der Wahrheit.
Solange wir uns als Beitragende sehen
Von daher: ich will diese Zeit nicht missen wollen, und ich will sie auch nicht genau so zurück haben. Ich denke, dass so ein großes Projekt wie das ZEGG, das von 100 Menschen geführt wird, nicht dauerhaft diese hohe Energie mit allen 100 Menschen halten kann. Aber es kann Liebesforschungsgruppen geben, die im Auftrag der Gemeinschaft die Intensität halten und dranbleiben. Spannend ist ja dabei, alle neueren Entwicklungen darin zu reflektieren und sich den Fragen der Zeit zu stellen. Solange wir nicht vergessen, was die Zeitsituation ist und was los ist auf der Welt und uns als Beitragende sehen. Das ist mir das Wichtigste. Dass wir eine Menschlichkeit entwickeln. Was braucht es, damit wir uns als Mensch unter Menschen wirklich Raum geben, respektieren, unterstützen, wahrheitsgemäß behandeln? Das ist die Essenz.
Entwicklung der Liebe
Alicia: Wie siehst du denn heute Liebe?
Dolores: Ich sehe die Liebe nicht anders als früher, aber es verfeinert sich mit dem genannten Wissen um den Innenraum von uns Menschen. Wir können heute über eine Praxis von Selbstkontakt und Wahrnehmung viel tiefere Verbindungen erleben. Wir können feiner spüren, was uns wichtig ist, was wir brauchen, und es unseren Liebsten als Wunsch und Möglichkeit eröffnen und uns dann für ihre öffnen. Wir können unsere eigene Quelle pflegen und sind nicht mehr so abhängig voneinander. Gleichzeitig können wir zugeben, dass wir einander brauchen, ohne das zu einem Machtspiel zu machen. Wichtig bleibt die Frage, wie sehr die Bejahung der sexuellen Energie zu einer ganzheitlichen Liebe führen kann. Wenn ich meine Sexualität, deine Sexualität vom Prinzip her bejahen kann, ist eine tiefere Verbindung möglich.
Vieles, was wir uns schwer im Gegenwind der Gesellschaft erarbeitet haben, hört sich in einigen Kreisen schon normal an – ob es Leben in Gemeinschaft ist oder offene Beziehungen, Polyamorie uam. Ich erlebe das zwar noch als sehr an der Oberfläche, aber dennoch ist es eine Errungenschaft.
Wir sollten dabei nicht vergessen, wie tief die Wunden sind, die wir persönlich und im Kollektiv bezüglich Bindung und Sexualität in uns tragen. Und das sehe ich weiterhin als Kern unserer Arbeit – dafür Heilungs- und Bewusstseinsräume schaffen, wo wir Referenzerfahrungen machen, wie wir uns auf erwachsene Weise auf Beziehung einlassen können und der eigenen Lebendigkeit treu bleiben.
Liebe als soziales Kunstwerk
Zusammenfassend würde ich noch sagen: Liebe ist ein soziales Kunstwerk. Da viele Menschen unter Liebe vor allem diese Verliebtheit, die romantische Liebe verstehen, öffnet dieser Begriff unser Verständnis: dass es auch um Kunst geht, also um Gestaltung. Ich kann meine Liebe gestalten, ich kann herausfinden, wer ich bin und was ich will und was zu meinem Wesen passt. Und dann mit einem Gegenüber in einen lebendigen Gestaltungsprozess gehen, der nie aufhört. Juhu.
Und das „Werk“ und das Soziale ist eben, dass ich mir ein Umfeld baue, wo wir nicht alleine sind, wo Menschen teilhaben dürfen an diesem Werk, im Scheitern wie im Gelingen. Und wenn wir uns ein soziales Bett bauen, wo wir uns in der Liebe gegenseitig unterstützen, bewirkt das einen Riss in der Konditionierung von Eifersucht, von Vergleich, von Verlustangst. Das ist ein verwobener Prozess von geistiger, therapeutischer, politischer und zwischenmenschlicher Arbeit – der sozialen Kunst der Liebe. Ich habe ein großes Feuer dafür, die Elemente dafür weiterzuentwickeln und weiterzugeben. Danke schön.
November 2024